Auf dieser Seite habe ich meine eigenen Erfahrungswerte zusammengestellt, die ich auf Basis der Ausschlussdiät bei Chico gesammelt habe. Die hier beschriebene Form der Ausschlussdiät kann sich für andere Katzen als nicht sinnvoll erweisen.
Ausschlussdiät bei Katzen
Bei einer Ausschlussdiät geht es zunächst darum, herauszufinden, ob eine Katze überhaupt auf Futtermittel allergisch reagiert. Im weiteren Verlauf geht es dann darum, die Symptome der Katze zu lindern bzw. in den Griff zu bekommen, bzw. herauszufinden, was die Auslöser einer Unverträglichkeitsreaktion oder Allergie sind.
Warum Ausschlussdiät?
Eine Ausschlussdiät sollte man bei dem Verdacht einer Futtermittelallergie machen. Allergien können den Körper stark belasten und sowohl die Katze als auch den Dosenöffner enorm stressen (durch ständigen Juckreiz, Dauerdurchfall, o.ä.). Eine Ausschlussdiät ist der einzige sichere Weg, Allergieauslösern auf die Spur zu kommen. Erst wenn man die Auslöser kennt, kann man versuchen sie zu meiden, damit die Katze ihre Allergiesymptome los wird.
Mit welchem Fleisch fängt man an?
Dafür legt man sich zunächst auf eine Fleischsorte fest. Welche Fleischsorte man als Ausgangspunkt wählt, ist dabei von Fall zu Fall unterschiedlich. Im Optimalfall hatte die Katze noch nie zuvor Kontakt mit dieser Sorte. Das ist nicht immer einfach festzustellen, da in Katzenfutter selten alles genau deklariert ist. Gute Ausgangspunkte sind dabei Pferde- oder Straußenfleisch oder exotisches Fleisch vom Känguruh oder Krokodil. Leider sind Produkte dieser Tiere häufig nur schwer erhältlich. Straußenfleisch kann aber häufig über einen lokalen Metzger bezogen werden. Häufig gibt es für Pferdefleisch als Bezugsquelle spezielle Pferdemetzgereien.
Der Nachteil dieser Fleischsorten besteht darin, dass man meist nur Muskelfleisch bekommt. Ideal wäre aber, wenn man auch Innereien des gleichen Tieres füttern kann oder auch Knochen und evtl. Haut. Wenn man Innereien mitfüttern möchte, bietet sich Kaninchen als Alternative Fleischquelle an. Wachtel oder Taube könnten auch in Frage kommen.
Wir haben bei Chico als Ausgangsbasis Kaninchen gewählt, was eine gute Akzeptanz fand. Kaninchen ist eher selten in Katzenfutter, man bekommt es beim Metzger und kann es auch mit Innereien bekommen und auch die Knochen füttern.
Was braucht man noch?
Bevor man startet, sollte man noch Salz ohne Rieselhilfe (!) besorgen (bekommt man z.B. im Reformhaus, Bioladen oder der Bioecke vom Supermarkt) und ein Calciumpräparat (z.B. Calciumcarbonat oder -citrat, kann man in diversen Barf-Shops beziehen). Auch Taurin kann man sich vorsorglich schon besorgen (ebenfalls über Barf-Shops) und eventuell Cellulose (Apotheke) oder Gummar HT (Spinnrad), falls die Katze zu Verstopfung neigt. Wenn man Knochen mit verfüttern will, empfiehlt es sich evtl., einen Fleischwolf zu besorgen. In dem Fall sind natürlich auch Calcium- und Salzdosierungen entsprechend anzupassen.
Start der Ausschlussdiät
Wenn man sich für eine Fleischsorte entschieden hat, kann es los gehen, vorausgesetzt, dass die Katze das entsprechende Fleisch akzeptiert. Bevorzugt sollte rohes Fleisch gefüttert werden, da dann noch mehr Inhalts- stoffe erhalten sind als in gekochtem. Salz und Calcium sollten in meinen Augen von Anfang an zugegeben werden (Begründung siehe unten). Da kann man sich entweder an entsprechende Rezepte halten wie von Margitta (www.savannahcats.de), also 0,5g Salz und 0,5g Calciumcarbonat auf 100g Fleisch. Oder man informiert sich vorher, wie die Dosierung von Salz und Calcium für eine bestimmte Fleischsorte berechnet wird und passt die Mengen entsprechend an. Da man bei einer Ausschlussdiät jedenfalls anfangs nicht zwischen verschiedenen Fleischsorten abwechselt, würde ich letztere Herangehensweise empfehlen. (Informieren kann man sich diesbezüglich z.B. bei der Group katzen-alternativ.)
Nicht vergessen sollte man, Wasser zu der Futtermischung hinzuzugeben. Die Fleischsorte wird zusammen mit Salz und Calcium dann für ca. 6 bis 8 Wochen ausschließlich gefüttert. Ausschließlich heißt hier: Keine Reste vom Tisch, keine Leckerchen, kein normales Katzenfutter, kein Trockenfutter — auch nicht nur ein Krümelchen. Darauf sollte geachtet werden, da die Menge eines Allergens keine so große Rolle spielt, auch nicht bei der Stärke der Symptome: Es reicht ein kleines bisschen des Allergens, um das Immunsystem reagieren zu lassen.
Diese erste Futterzusammenstellung wird mindestens solange gefüttert, bis die Katze symptomlos ist. In der Regel sollte das nach 6 bis 8 Wochen der Fall sein. Sollte die Katze auf die (unter Umständen recht plötzliche) Futterumstellung mit Verdauungsproblemen reagieren, sollte man nach Möglichkeit die erste Zusammen- stellung schon entsprechend anpassen. Neigt die Katze beispielsweise zu Verstopfung, sollte man entweder (tierisches!) Fett zugeben (z.B. Gänseschmalz) oder von vorne herein eine etwas fettere Fleischsorte als Ausgangsbasis wählen. Reagiert die Katze auf die plötzliche Futterumstellung mit Durchfall, wäre es angebracht zu überlegen, ob man das Fleisch evtl. zunächst kocht und dann im Verlauf der Zeit immer weniger kocht, bis man es roh geben kann, bzw. ob man fette Fleischabschnitte reduziert.
Zusätze (z.B. Calcium und Salz) von Anfang an oder nicht, Kartoffeln/Reis ja oder nein?
Bei der Empfehlung von Ausschlussdiäten wird häufig dazu geraten, nur eine Fleischsorte zu füttern und evtl. Kartoffeln oder Reis. Zu meinen Empfehlungen, nur eine Fleischsorte (evtl. mit Cellulose oder Gummar) zu füttern, dafür aber mit Calcium und Salz, eine Begründung:
Salz wird benötigt, um den Wasserhaushalt des Körpers aufrecht zu erhalten. Gibt man kein Salz zum Futter, riskiert man eine Dehydratation der Katze. Salz ohne Rieselstoffe ist relativ risikoarm.
Calcium ist wichtig, um den hohen Phosphorgehalt des Muskelfleisches auszugleichen. Füttert man zu lange ohne Calcium, riskiert man Nierenschädigungen. Wenn vor dem Start der Ausschlussdiät keine Nierenschädigungen vorliegen, kann man Calcium mit Knochen supplementieren (der Salzgehalt sollte dann entsprechend angepasst werden). Die Knochen müssen dabei natürlich von einem Tier stammen, dessen Fleisch vertragen wird. Aber auch die Supplementierung mit Calciumcarbonat oder -citrat ist in meinen Augen relativ risikoarm, da allergische Reaktionen auf diese reinen Stoffe eher unwahrscheinlich sind.
Wesentlich risikoreicher ist in meinen Augen die Hinzufügung von Reis oder Kartoffeln als Ballaststoff, da nicht wenige Katzen darauf allergisch reagieren. Chico reagiert beispielsweise auf Reis und die erste Ausschlussdiät ist vermutlich auch aufgrund der Kartoffeln gescheitert.
Wie geht es dann weiter?
Wenn man eine erste Futterzusammenstellung hat, die die Katze verträgt, kann man hiervon ausgehend weitere Komponenten testen. Dafür wird — im Idealfall im 2-Wochen-Rhythmus — eine Futterkomponente nach der nächsten der bewährten Zusammenstellung hinzugefügt. Die Reihenfolge und Art der weiteren Zutaten ist auch von Katze zu Katze unterschiedlich. Ich würde nach einer Fütterung mit einer Fleischsorte, Salz und Calcium raten, als nächstes Taurin hinzuzufügen. Bei Katzen, die zu Durchfall neigen, sollte es evtl. eingeschlichen werden. Nach dem Taurin wäre ein Vitaminpräparat (s.u.) angebracht. Anschließend kann die nächste Fleischsorte ausprobiert werden. Welche Fleischsorte das ist, kann man individuell entscheiden. Nach Möglichkeit ist auch hier eine Sorte zu wählen, die nur selten oder gar nicht in Katzenfutter zu finden ist.
Während der ganzen Zeit werden die Symptome der Katze notiert, so dass man feststellen kann, ob sie auf eine neue Komponente reagiert. Dies kann auch verzögert erst ein paar Tage nach der Hinzufügung auftreten, da es auch Allergien vom Typ III (Spät-Reaktion) gibt. Tritt ein Symptom wieder auf, geht man zur letzten Zusammen- stellung zurück, die die Katze vertragen hat und füttert diese, bis die Katze wieder symptomlos ist (das kann u.U. auch länger als 2 Wochen dauern). Die Komponente, die nicht vertragen wurde, notiert man sich als „allergieauslösend“ und füttert sie in Zukunft nicht mehr.
Ist man sich nicht ganz sicher, ob eine Reaktion auf eine Futterkomponente da ist oder nicht (manchmal kann ja auch Stress oder etwas anderes eine Verschlechterung der Symptome hervorrufen oder eine Reaktion nur ganz leicht vorhanden sein), so kann man diese Komponente als „möglicherweise allergieauslösend“ notieren. Sie sollte abgesetzt werden und kann zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal erneut ausgetestet werden.
Komponenten, die keine Reaktion hervorrufen, können auf die Liste der fütterbaren Futterbestandteile aufgenommen werden.
So kann man dann im 2-Wochen-Rhythmus weiter machen, wenn alles gut läuft, und bekommt eine immer größere Auswahl an Futterzusammenstellungen, die man füttern kann und bei der es der Katze gut geht.
Wenn die Katze während der Ausschlussdiät krank wird und Medikamente braucht, sollten diese auch als „neu eingeführte“ Komponente betrachtet werden. Der normale Fortschritt der Ausschlussdiät sollte also nach Möglichkeit zunächst ausgesetzt werden, um Aussagen darüber treffen zu können, ob mögliche Reaktionen durch ein Medikament zustande kommt. Macht man gleichzeitig mit der Ausschlussdiät normal weiter, führt also neue Futter- komponenten ein, weiß man nicht, ob eine mögliche Reaktion durch das Medikament oder den neuen Bestandteil zustande gekommen ist.
Welche Vitaminpräparate und andere Supplemente eignen sich für Allergie-Katzen?
In vielen Vitaminpräparaten, die häufig zum Barfen verwendet werden, sind potentiell allergieauslösende Stoffe enthalten. Dazu zählen natürlich Farb- und Konservierungs- stoffe oder Aromen. Viele Katzen reagieren aber auch auf Bierhefe, die viele Präparate enthalten. Man sollte auch (jedenfalls anfangs) Präparate meiden, bei denen nicht genau deklariert ist, was sie enthalten — auf vielen finden sich z.B. Angaben wie „pflanzliche Nebenerzeugnisse“ oder „Hefen“. Diese Deklarierungen sind leider viel zu ungenau für Allergiekatzen, da man nie weiß, ob ein allergie- auslösender Stoff mit dabei ist.
In meinen Augen haben sich als sinnvoll erwiesen: easyB.A.R.F. (erhältlich bei Lillysbar) und Pedia Nutrients (von pure encapsulations).
Alternativ zu diesen „normal beziehbaren“ Präparaten kann man sich bei der Uni München speziell für die eigene Katze ein Vitamin-Mineralstoff-Präparat berechnen und herstellen lassen. Hierbei können auch andere Erkrankungen mit berücksichtigt werden. Der Vorteil davon ist, dass ein Präparat individuell abgestimmt auf die eigene Katze berechnet wird, meist auf ein oder zwei Fleisch- sorten abgestimmt.
Später kann dann je nach Stabilität der Katze auch evtl. ein anderes Präparat ausgetestet werden.
Abstand nehmen sollte man von jedem wie auch immer gearteten Knochenmehl, das andere Barfer zur Calcium-Supplementierung verwenden, da man nie genau weiß, die Knochen welcher Tiere verarbeitet wurden.
Tagebuch warum und wie?
Ein Allergietagebuch sollte auf jeden Fall geführt werden. Das Tagebuch dient dazu, den Verlauf der Allergie und der Ausschlussdiät auch später nachvollziehen zu können. So kann man auch nach Monaten noch sehen, ob eine Reaktion auf eine bestimmte Komponente vorhanden war und auf welche. Da eine Ausschlussdiät über einen langen Zeitraum geht, verliert man ohne Tagebuch leicht die Übersicht. Zudem können Allergie- reaktionen nicht nur sofort nach der Fütterung auftreten, sondern auch erst einige Tage nach der Konfrontation mit einem Bestandteil. Ohne Tagebuch wird es schwierig, dies nachzuhalten. Das Tagebuch kann einem auch helfen, auf dem Boden zu bleiben und den Fortschritt sichtbar zu machen.
Im Tagebuch werden die Symptome der Katze notiert, die Einführung neuer Komponenten, mögliche Medikamentengaben, andere stressauslösende Faktoren (Besuch, Putzen, usw.). Ich fand es auch hilfreich, Chicos „Output“ zu notieren, da Chico anfangs zu Verstopfungen neigte. Der Kreativität ist bei der Ausgestaltung des Tagebuchs keine Grenze gesetzt — man sollte alles notieren, was man als potentiell symptomverschlimmernd annimmt und was man für wichtig hält.
Bei uns hat es sich auch als hilfreich herausgestellt, dass wir für die Beurteilung der Stärke des Juckreizes bei Chico bzw. der Stärke der Kratzanfälle eine Skala eingeführt haben von 0 bis 9. Wir tragen jeden Tag eine entsprechende Beurteilung ein. So konnten wir nach einiger Zeit sehen, dass wir mit unserer Wahrnehmung, dass nichts voran geht, nicht richtig lagen: Es zeigte sich eine leichte Tendenz nach unten, die nicht von einem auf den anderen Tag merkbar war (Tagesschwankungen sind normal), aber über mehrere Wochen gesehen dann doch deutlich nachvollziehbar war.
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